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Dr. Ralf Hempelmann:
Das hängt zunächst mal von der Art des Bandscheibenvorfalls ab.
Wir reden von der Lendenwirbelsäule. Wenn es ein sehr großer Bandscheibenvorfall ist, der zu einer deutlichen Nervenwurzelbedrängung führt, was sogar zu sogenannten Defiziten/ Störungen, wie Lähmungen oder sehr starken Taubheitsgefühlen führt, dann würde man operieren. Aber das ist der letzte Punkt. Wir reden über Bandscheibevorfälle und die allermeisten muss man nicht zwingend operieren. Wenn man nicht operieren muss, sprich bei Bandscheibenvorfällen, deren Schmerzen noch nicht über Monaten andauern und über bei Bandscheibenvorfällen, die zu keinen sogenannten Defiziten führen, also keine Lähmungen, keine schweren Taubheitsgefühle hervorrufen, würde man konservativ therapieren.
Dazu gehört natürlich erstmal im Anfangsstadium die Schmerzmedikationen, also sogenannte „Analgetika“, Schmerzmedikamente und „ Antiphlogistika“, entzündungshemmende Medikamente, dazu gehört das Diklofenak oder Ibuprofen, bei Schmerzmedikamenten das Metamizol oder Paracetamol, ganz herkömmliche seit Jahrzehnten bekannte Medikamente. Dazu gehört dann die entsprechende Physiotherapie, wobei man dann schon recht auch früh mit aktiven Bewegungen anfangen sollte. Bewegungsübungen, Rumpfmuskulatur aufbauende Übungen dazu noch physikalische Maßnahmen, wie Wärmetherapie oder bestimmten Fällen auch Reizstromtherapie. Es gibt über 50 verschiedene krankengymnastische Möglichkeiten. Wichtig ist, dass man das individuell, für jeden einzelnen Patient/IN machen muss, denn es gibt Übungen, die tun dem einen gut und dem anderen nicht. Das muss ein guter Physiontherapeut rausbekommen.
Der nächste Schritt wäre dann eine medizinische Trainingstherapie, wobei man die aber auch erlernen muss. Das wäre die rein konservative Therapie, die in den meisten Fällen zu einem Erfolg und auch zu einem dauerhaften Erfolg führen. Ein nächster Schritt wäre dann schon die inversive Therapie, bestimmte lokale Infiltrationen, d.h. Spritzen, wobei es gerade bei einer Nervenwurzelbedrängung an der Wirbelsäule sinnvoll ist über eine gewisse Zeit CT-gestützt zu spritzen, d.h. mit Hilfe eines Computertomografen an die Nervenwurzel gesetzt und dadurch zu einer guten Schmerzlinderung führen kann. In bestimmten Fällen kann man das machen und damit den sehr starken Schmerz überbrücken, aber all das sollte nie gemacht werden ohne die entsprechende begleitende und weiterführende Krankengymnastik.
Nicht zu vergessen bei all dem, wenn es schon etwas chronische Schmerzen sind, ist die Verhaltenstherapie, Rückenschule und dann letzten Endes auch eine psychologische Therapie. Denn sehr viele Rückenschmerzen, Bandscheibenschmerzen sind natürlich auch immer seelisch mit beeinflusst. Depressive Charaktere empfinden den Schmerz z.B. ganz anders als andere Charaktere. Das sind auch Faktoren, die solche Schmerzen verstärken können und auch mit behandelt werden sollten.
Und eben der letzte Schritt wäre dann die operative Therapie, wobei es dann im wesentlichen darum geht, bei klaren Bandscheibenvorfällen, die zu einer Nervenwurzelbedrängung führen, wir reden von Nervenwurzelkompression, dass man dann eben die Nerven an der Wirbelsäule wiederum befreit. Der Goldstandard dieser Operation ist nach wie vor die mikrochirurgische, also mit dem Operationsmikroskop gestützte Operation. Sie sehen hier die Dornenfortsätze. Wir blicken von hinten auf die Wirbelsäule drauf, der Patient liegt. In dem Fall wird ein Schnitt so etwa drei Zentimeter lang in der Mittellinie oder etwas neben der MIttellinie gemacht. Man schiebt die Muskulatur von den Dornenfortsätzen beiseite, setzt dann so einen kleinen Sperrer ein, damit die Muskulatur beiseite gehalten wird und kommt dann zwischen den Wirbelbögen, wo man so einen Bandapparat entfernt, Richtung Wirbelkanal, muss dann die Nervenwurzel darstellen und die Rückenmarkhaut (Dura Marter) schiebt man so zwischen die Mitte und kommt dann zum Bandscheibenvorfall. Wenn der von der Bandscheibe gut gelöst ist, dann kann man den mobilisieren/ freimachen und herausziehen und dadurch die Nerven befreien.
Das wäre die übliche mikrochirurgische Bandscheibenoperation über einen kleinen Sperrer. Das Gleiche kann man auch über eine noch kleinere Methode machen. Da redet man dann von der sogenannten minimalinversiven Operationtechnik, da ist der Schnitt ein bisschen kürzer, so ein guter Zentimeter lang. Man arbeitet über ein kleines Röhrchen, das ist so Fingerdick und man kommt über das Röhrchen zwischen die Wirbelbögen und dann wiederum in …