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Prof. Dr. Thorsten Gehrke:
Wodurch entsteht eine Schulterarthrose?
Die Schulterarthrose ist eine Situation, die viel seltener auftritt als z.B. die Kniegelenks- oder Hüftgelenksarthrose. Arthrose, um das noch einmal klar zu machen, bedeutet übersetzt „ Gelenkverschleiß“ durch Alterung des Gewebes, durch Überlastung, durch Fehlbelastung und so weiter. Nun ist es ja zum Glück so, dass wir nicht auf den Händen
laufen und deswegen das Schultergelenk nicht so sehr belastet ist, wie z.B. Hüft- oder Kniegelenk, die ja permanent das gesamte Körpergewicht tragen müssen. Dennoch kann es zu einem Verschleiß in der Schulter kommen. In aller Regel ist an der Schulter der Schultergelenksverschleiß Folge von Vorerkrankungen, Vorverletzungen, bestimmten Situationen, die wie wir sagen, nicht physiologisch sind, d.h. nicht normal sind.
Es kommt zu unnormalen Belastungen, wie z.B nach einer Verletzung, nach einem Bruch der Schulter und dann reagiert die Schulter mit einem Verschleiß.
Gelenkverschleiß meint eigentlich Verschleiß des Gelenkknorpels, nicht des Knochens, der hat damit erst mal nichts zu tun. Der Knorpel, die Schutzschicht unseres Gelenkes verschleißt. Jeder kennt Knorpel, jeder hat schon mal ein Hühnchen gegessen und kennt diesen glatt glänzenden Belag am Ende der Kochen. Das ist Knorpel. Dieser Knorpel, der führt überhaupt dazu, dass wir alle unsere Gelenke schmerzfrei bewegen können. Dieser Knorpel unterliegt Alterungsprozessen. In der Jugend oder auch im jungen Erwachsenenalter ist der Knorpel unglaublich elastisch, druckfest, zugfest, der kann wahnsinnig viel ab. Er hat ein hohes Wasserbindungsvermögen, was ihn auch zu einer Wasserkissenfunktion macht, also Stöße werden elastisch vom Knorpel abgefangen. Im Alter kommt es dann aber zu Alterungsvorgängen, z.B zu einer verminderten Wasseraufnahmefähigkeit. Der kann einfach nicht mehr so viel Wasser aufnehmen wie ein Luftballon, den Sie mit ganz viel Wasser füllen und der dann richtig prall und elastisch ist. Wenn sie diesen nur noch halb mit Wasser füllen, verliert er seine Elastizität und genauso verliert unser Knorpel seine Widerstandsfähigkeit gegen Stöße, Überbelastung, Fehlbelastungen u.s.w. .
Dann kommt es zu einem Abreiben dieses alten, nicht mehr wirklich funktionsfähigen Knorpels, so dass dieser wunderbare Zustand des sich schmerzfrei bewegenden Gelenkes verloren geht und Arthrose die Folge ist. Diese ist in aller Regel mit Schmerzen verbunden, mit einer Bewegungseinschränkung des Gelenkes durch Muskelverkürzungen um das Gelenk herum, durch Veränderung der Form des Gelenks usw., also eine Situation, die aus einem normalen funktionsfähigen Gelenk ein nicht mehr funktionsfähiges schmerzhaftes Gelenk macht.
Die Arthrose in allen Gelenken wird in ähnlicher Weise behandelt. Das ist eine sog. Stufenbehandlung, eine Behandlung, die beginnt mit sog. nicht-operativen, konservativen Maßnahmen. Das ist dann die unterste Stufe der Treppe. Das geht dann immer mehr in Richtung Gelenkersatz. Wenn Sie das Ende der Treppe erreicht haben, dann muss ein künstliches Gelenk eingesetzt werden.
Fangen wir mal unten an. Die einfachste Behandlung ist zunächst ein bisschen Schonung für das Gelenk, bei Bedarf ein antientzündliches wirkendes Medikament und ganz wichtig die Physiotherapie. Als zusätzliche Maßnahme empfehlt man insbesondere bei den Gelenken der unteren Extremität, Hüfte und Knie, die Last ein wenig von diesen Gelenken zu nehmen, über Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung. All das sind Basistherapien. Wenn das dann alles ausgereizt ist und die Physiotherapie und die Medikamente im Grunde nicht mehr ihre Wirkung zeigen, überlegt man dann, insbesondere an der Schulter, ob man bestimmte veränderte Strukturen glättet.
Also im Grunde die Schulter ein bisschen funktionsfähiger macht, in dem man alles ein bisschen glatt macht. Knochenvorsprünge, die sich entwickelt haben glättet.
Man kann dies über eine Schultergelenksspiegelung glätten, man kann Knochenvorsprünge entfernen, man kann Schleimbeutel, die stören, entfernen. All das ist möglich. Und dann kommt eigentlich in letzter Konsequenz, wenn all das nichts mehr nützt, das künstliche Schultergelenk, die Schulterprothese.
Da gibt es wieder unterschiedliche Formen von Schulterprothese je nach Ausmaß des Verschleißes, je nach Funktion der umgebenen Struktur. Die Schulter lebt von ihrer umgebenen Muskulatur. Nur die stabilisieren die Schulter, nur die bewegen die Schulter.
Etwas anders ist es am Hüftgelenk. Die Hüfte ist im wesentlichem über Knochen stabilisiert. An der Schulter sind nur die umgebenden Muskeln stabilisierend.
Und darum muss man gucken, funktionieren die Stabilisatoren noch, dann baut man eine relativ kleine Schulterprothese ein……