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Dr. Thorsten Gehrke
Eine sehr gute Frage: Ist Arthrose vererblich? Eine Frage, die bis heute keiner bis ins Detail wirklich beantworten kann. Wir wissen, dass die Erbanlagen bei der Entstehung der Arthrose offensichtlich eine riesige Rolle spielen. In welchem Ausmaß sie allerdings verantwortlich sind, wissen wir letztendlich nicht. Sind es 50 % oder 70 oder 80%.
Aber eins ist sicher, Erbanlagen spielen eine Rolle. Jeder kann sich mal vor Augen halten, ob seine Großmutter, seine Mutter vielleicht mal ein künstliches Gelenk bekommen hat, dann ist die Gefahr, dass man selbst irgendwann in seinem Leben mal so etwas braucht relativ groß. Viele Patienten berichten z.B. von einer Schulter,-Hüft,-oder
Kniegelenksarthrose, dass auch die Eltern schon Probleme hatten. Und insbesondere Patienten, die berichten, dass die Mutter Auftreibungen an den Gelenken der Finger hatten. Das nennen wir dann Poliarthrose. Das sind Patienten, die zu einer sehr starken Arthrose neigen, bei der offensichtlich diese Erbanlage „ Arthroseentstehung“ sehr ausgeprägt ist. Ein Großteil der Arthrosen, die eben von sich aus entstehen scheinen tatsächlich vererbt zu werden, d.h. es muss ein Signal geben, dass die Qualität des Knorpels einfach reduziert. Die Qualität des Knorpels ist nicht so hochwertig bei diesen Menschen und kann das Gelenk nicht so gut schützen.
Das ist offensichtlich so. Es spielen aber sicher andere Dinge noch eine Rolle, wie Ernährung, das Gewicht, Übergewicht, übermäßige Belastung, auch Hochleistungssport, aber diese Faktoren spielen, soweit ist man heute eigentlich offensichtlich, im Vergleich zu den Erbanlagen, eine untergeordnete Rolle.
Wie ein Übermaß an Belastung, also eine Überbelastung zu einer Schädigung führen kann, kann allerdings auch eine Unterbelastung zu einer Schädigung des Gelenkes, bzw. des Gelenkknorpels führen. Noch einmal der Gelenkknorpel ist die Schutzschicht unserer Gelenke, ohne den Gelenkknorpel läuft Gutdeutsch gar nichts. Nur der Gelenkknorpel ermöglicht uns ein schmerzfreies Bewegen der Knochen gegeneinander.
Nun ist der Knorpel von seiner Struktur her extrem interessant. Zum einen gibt es keine Nerven im Knorpel, daher kann man sagen, brauchen wir da auch nicht, aber interessanterweise hat der Knorpel auch keine Blutgefäße. Der ist nicht durchblutet. Nun fragen wir uns, alle anderen Gewebe im Körper sind durchblutet, weil die müssen ja irgendwie ernährt werden über das Blut müssen die Nährstoffe ja heran transportiert werden. Knorpel hat die nicht. Wie wird also der Knorpel ernährt? Der Knorpel wird aus der Gelenkflüssigkeit ernährt. Die Gelenkflüssigkeit dringt in den Knorpel ein, lässt sozusagen die Nährstoffe dort und verlässt den Knorpel wieder indem es die Abfallstoffe des Knorpels mitnimmt. Man muss sich diesen Prozess vorstellen wie einen Schwamm. Wenn wir ein Gelenk belasten, wird er Knorpel wie eine Schwamm ausgequetscht, der ist eben elastisch, der wird ausgedrückt und die Gelenkflüssigkeit wird herausgepresst, einschließlich der darin enthaltenen Abfallstoffe des Knorpels. In dem Moment wo wir das Gelenk dann wieder entlasten, dann kommt es wie bei einem Schwamm, den man eben loslässt, der sich wieder mit Wasser füllen kann, füllt sich auch der Knorpel auf mit Wasser und zieht sozusagen die Gelenkflüssigkeit in sich hinein, einschließlich der darin enthaltenen Nährstoffe.
Was bedeutet das für unsere Bewegung? Wir brauchen ein Mindestmaß an Bewegung, damit der Knorpel permanent be- und entlastet wird, um permanent seine Nähr- und Abfallstoffe über die Gelenkflüssigkeit austauschen zu können.
Deswegen sind natürlich so Sportarten, wie Fahrradfahren, wo es nicht zu einer Stauchbelastung, weil es zu einer regelmäßigen druckfreien Be- und Entlastung des Knorpels kommt, ideal.
Auch das Nordic-Walking ist geeignet, weil das eben über die Stöcker die Gelenke schöner entlastet, die den Druck nimmt von dem Gelenk, die Stauchbelastung nimmt, aber die Gelenke schön gegeneinander bewegt. Im Grunde kann man sagen, dass alle Bewegung, alle Sportarten, die die Gelenke gleichmäßig gegeneinander bewegen, zu einem gleichmäßigen wunderbaren Austausch zwischen Ernährung und Entschlackung führen und damit eine gesunden Knorpel erhalten. Bewegen wir uns wenig oder gar nicht mehr kommt dieser Austausch nicht zustande. Der Knorpel wird nicht wirklich entlastet von den Abfallstoffen und er wird auch nicht wirklich immer wieder und regelmäßig versorgt mit den Nährstoffen.
Wenn wir von Vererbbarkeit bei Arthrose sprechen, meinen wir in aller Regel die sog. primäre Arthrose also eine Arthrose ohne erkennbare äußere Ursachen. Es gibt die sog. sekundäre Arthrose, das sind Arthrosen, die in Gelenken entstehen, die vorgeschädigt sind. Diese Vorschädigung kann völlig unterschiedlich sein……